„Ozempic Babies“, „Frauen nach Ozempic-Abnehmspritze vermehrt schwanger“, „Schwanger durch Abnehmspritzen – geht das?“
So oder so ähnlich titeln mehrere nationale und internationale Tageszeitungen bereits seit einigen Wochen. Ebenso berichten in den sozialen Medien mehr und mehr Frauen, dass sie unter Semaglutid (Ozempic/Wegovy) überraschend, ungeplant, teilweise auch unter Kontrazeptiva ungewollt schwanger wurden. Semaglutid und verwandte Wirkstoffe sind Antidiabetika aus der Gruppe der GLP-1-Rezeptor-Agonisten (GLP-1-RA).
Adipositas und Typ II Diabetes beeinflussen den Zuckerstoffwechsel negativ, was sich auch auf die Fruchtbarkeit auswirkt. Adipositas und Typ II Diabetes haben jedoch auch tiefgreifende Folgen für die reproduktive Gesundheit von Mann und Frau haben. Mehr Info dazu erhalten Sie auch unter Essstörung und Fertilität.
Übergewicht, Adipositas und Diabetes spielen eine wichtige Rolle in der Entstehung des so führt die Insulinresistenz und die Adipositas zu einer erhöhten Produktionsrate von Androgenen im Eierstock, wodurch es zu einer Störung der Follikelreifung und zur Anovulation kommen kann.
Ein möglicher Grund für den unerwarteten Schwangerschaftseintritt unter der Abnehmspritze könnte darin liegen, dass die medikamentös bedingte Gewichtsabnahme zu einer verbesserten Ovulationsrate und Zyklusregelmäßigkeit führt. Wäre daher die Abnehmspritze nicht auch sinnvoll bei einer Kinderwunschbehandlung?
Next Fertility IVF Prof. Zech -Bregenz hat diese Frage auch zu einem Thema des jährlich stattfindenden Kongresses @theLake gemacht. Als ausgewiesener Experte für Adipositas, Diabetes und Endokrinologie referierte Prof. Dr. med. Gottfried Rudofsky aus Olten (CH) zum Thema „GLP-1-Rezeptoragonisten: Zielführend bei der adipösen Patientin mit Kinderwunsch?“
Nicht in der Schwangerschaft zugelassen
Derzeit ist kein Medikament aus der Klasse der GLP-1-RA in der Schwangerschaft zugelassen. Die Datenlage zur Sicherheit von GLP-1-RA in der Schwangerschaft ist sehr dünn In tier-experimentellen Studien zeigten einige GLP-1-RA Medikamente reproduktionstoxische Eigenschaften. Die deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) empfiehlt Frauen mit Kinderwunsch, GLP-1-RA Medikamente zwei Monate vor einer möglichen Schwangerschaft abzusetzen. Auch wird die Anwendung bei Frauen im gebärfähigen Alter, die keine Kontrazeptiva anwenden, nicht empfohlen (Stand 2024).
Herr Prof Gottfried Rudofsky verwies in seinem Vortrag eindrucksvoll nicht nur auf die problematische Datenlage, sondern auf den möglichen „Rebound Effekt“ nach Absetzen der GLP-1-RA Medikamente, der in einer enormen Gewichtszunahme münden kann. Die befürchtende Folge wäre ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen.
Was also tun bei Adipositas und Kinderwunsch?
Fakt ist: Adipöse Frauen (BMI von 30 oder mehr) haben erhöhte Risiken für Infertilität und Schwangerschaftskomplikationen. Die Gewichtsreduktion ist zugleich eine Herausforderung, die mehr Unterstützung bedarf als die simple Empfehlung abzunehmen. Generell erfordert Adipositas eine ganzes Maßnahmenbündel und einen multidisziplinären Ansatz, bei der auch Ernährungsberater, Diabetologen, Hausärzte und Internisten, Psychologen -und Chirurgen für eine eventuelle bariatrische Operation miteinbezogen werden sollten.
Hierbei müssen alle verfügbaren Behandlungsoptionen genutzt werden, um der Patientin zu einer wirklich nachhaltigen Gewichtsreduktion zu verhelfen und damit die Folgen der Adipositas abzuwenden oder zumindest so weit zu mildern, dass die Schwangerschaftsrisiken deutlich abgemildert werden.
Keinesfalls sollten die Patienten bei dem Versuch eine entsprechende Gewichtsreduktion zu erreichen allein gelassen werden.